Sie sitzen tagelang in der Mitte der Ovalbahn, kommentieren in Zeichensprache. In mathematischer Zeichensprache: Die Richter. Damit haben sie sich auf dieser Weltmeisterschaft – auch, wenn sie mit ihren Entscheidungen das eine oder andere Mal den überschäumenden Jubel auf der Tribüne dämpften – viel Respekt verdient. „Die machen einen guten Job“, war mehrfach zu hören.
Chefrichter Einar Ragnarson findet das auch. Als oberster Juror der Veranstaltung ist er selbst nämlich in keiner Prüfung[nbsp] aktiv, sondern beobachtet und bewertet das Geschehen. Und zwar so: "Mein Gefühl ist, dass die Richter diesmal sehr eindeutige Botschaften geben: Sie legen Wert auf klaren Takt, auf konsequentes und genaues Reiten. Zum Beispiel hat der Töltpreis deutlich gezeigt: Wer keinen Fehler machte, ist im Finale." Wer aber Fehler gemacht habe – etwa zu schnell geritten ist im Arbeitstempo – der konnte noch so spektakulär sein und deswegen bejubelt werden. Hohe Noten gab es dann nicht.
Ähnlich schwierig sei der Job im Fünfgang gewesen, deutet Einar Ragnarson an, dass natürlich auch die Richter mitleiden, wenn eine Präsentation nicht gelingt. Was allerdings nicht dazu führen dürfe, dass weniger genau hingeschaut wird.
Besonders gerne spricht Einar Ragnarson deshalb über die T2. "Da waren hohe Noten drin, weil es richtig viele gute Darbietungen gab", freut er sich rückblickend. "Reiter und Zuschauer haben also die Bewertungen bekommen, die sie sich gewünscht haben."
Es ist natürlich so, weiß Einar Ragnarsson, dass alle Reiter gerne in den Notenbereich zwischen 8 und 10 hineinreiten würden. Manches Mal würde er da gerne den Tipp geben, doch mal genauer ins Reglement zu gucken: Ohne Fehler müsse der Ritt natürlich sein – aber auch harmonisch und mühelos. „Das sollte das Ziel jedes Reiters sein bei der Ausbildung und der Vorbereitung auf den Wettkampf“, betont der Chefrichter. Es sei nicht die Aufgabe der Richter, den Reitern beizubringen, wie sie so weit kommen. Die Richter müssen bewerten, was sie sehen.
Zunehmend übrigens auch außerhalb der Wettkampfbahn. „Die Richter, besonders aber die Ringstuards beobachten auch, was beim Abreiten passiert“, erklärt Einar Ragnarsson. Zu ahndende Verstöße habe man dabei bislang kaum beobachtet. „Aber wenn wir etwas sehen, dann wird das auch thematisiert“, versichert er. Allerdings nicht direkt mit dem Reiter, sondern über einen Hinweis an den Teamleader. Denn man will die Konfrontation mit den Reitern im Wettkampfstress ganz bewusst vermeiden.
Sofie Kovac, österreichische FEIF-Richterin und als solche Teil des neunköpfigen Ringstuard-Teams, erklärt das Vorgehen: WWir haben Meldebögen, die wir ausfüllen und an den Chefrichter weitergeben." Bemerkenswertes hat sie auf dieser Veranstaltung aber noch nicht notieren müssen. "Ich denke, die Reiter wissen inzwischen, dass wir das Thema ernst nehmen. Und sie tun das auch." Kontrolliert werden die Warmreite-Plätze und dreimal am Tag zu unterschiedlichen Uhrzeiten die Ställe - dass alle Pferde Wasser und Futter haben, dass nicht umbeschlagen wird und sich auch keine Personen im Bereich der Ställe aufhalten, die dort nichts verloren haben.[nbsp]
Bewährt habe sich auch der gründliche Eingangs-Check (Fit to compete), findet Sofie. Wenn dabei zum Beispiel eine kleinere Verletzung im Maul festgestellt werde, kontrollieren die Tierärzte und Ringstuards während der ganzen WM-Woche immer wieder. „Alles ist schnell verheilt“, sagt sie. Zudem habe es nur ein einziges Pferd gegeben, dass mit einer Verletzung im Maulwinkel – und zwar nur einer kleinen – aus[nbsp] dem Oval geritten ist. Auch das steht jetzt unter tierärztlicher Beobachtung.
Artikel von Anke Schwörer-Haag
mit freundlicher Genehmigung der Islandpferde-WM-News