Das Islandpferd Heft 4/2024

Die Ausgabe 220 erscheint am 16. August 2024. 

© Ulrich Neddens, www.tierfoto.biz

Inhaltsverzeichnis

Leseprobe: Jubiläumsfestival in Münster – Islandpferde begeistern das Publikum


Gefahr durch Jakobskreuzkraut

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© AdobeStock/Elke Hötzel

Es blüht überall so schön gelb und gerade jetzt bildet es Samen aus, um sich dann umso rasanter auszubreiten – das Jakobskreuzkraut. Aufschlussreiche Informationen zu diesem Thema liefert die renommierte Kölner Pferde-Akademie
Die zunehmende Ausbreitung von Jakobskreuzkraut (JKK) entlang von Straßen und Weiden stellt für Pferde und andere Weidetiere eine ernste Gefahr dar. Bereits 200 bis 1000 Gramm des Krautes können tödlich sein. Die aktuelle Wetterlage und die Tatsache, dass Straßenränder zugunsten der Artenvielfalt nicht mehr gemäht werden, haben in diesem Jahr zu einer besonders starken Vermehrung des giftigen Krauts geführt. Sabine Heidel, Leiterin der renommierten Kölner Pferde-Akademie: „So schlimm wie dieses Jahr war es noch nie!“ Pferdehalter und Experten warnen vor den ernsten Gefahren und fordern dringende Maßnahmen zur Eindämmung von JKK.
Insektenschutz und landwirtschaftliche Herausforderungen
Das Argument vom Insektenschutz an stark befahrenen Straßenrändern scheitert daran, dass die Duftstoffe, mit denen die Pflanzen Insekten anlocken, durch Abgase zerstört werden. „Wir halten daher einen ausgewogenen Ansatz für zielführender, um die Vielfalt zu erhalten und gleichzeitig die Ausbreitung Tierarten gefährdender Pflanzen wie dem Jakobskreuzkraut einzudämmen“, so Sabine Heidel.

Gefahr durch Pyrrolizidinalkaloide im Honig
Jakobskreuzkraut enthält Pyrrolizidinalkaloide (PA), giftige Substanzen, die über Pollen und Nektar in den Honig gelangen können. Untersuchungen haben gezeigt, dass selbst weit entfernte Blühflächen der Pflanze zu erheblichen PA-Belastungen im Honig führen können. In den letzten Jahren hat der trockenheitsbedingte Rückgang der JKK-Population auch zu einem Rückgang der PA-Gehalte im Honig geführt. Das extreme JKK-Jahr könnte diesen Trend jedoch wieder umkehren. Hier lauern also nicht nur Gefahren für Weidetiere, sondern auch für den Menschen.

Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen
Eine Forschungsgruppe der Universität Gießen hat in Schleswig-Holstein und Hessen 98 verschiedene Pyrrolizidinalkaloide (PA) in JKK-Pflanzen nachgewiesen. Diese Giftcocktails können je nach Pflanzenpopulation stark variieren. Diese PA’s reichern sich in der Leber von Tieren und Menschen an. Pferdehalter befürchten daher, dass JKK auf ihren Weiden unentdeckt bleibt und ihre Tiere dadurch langfristig schleichend gefährdet. Aus der Praxis weiß der Pferdeweideberater, Helmut Muß: „Die meisten Pferdebesitzer erkennen Jakobskreuzkraut sehr gut. Für viele Hobbygärtner ist es jedoch nicht so einfach, JKK von anderen Pflanzen wie z.B. Rucola zu unterscheiden. Von daher ist es nötig, auch diese Gruppe zu sensibilisieren, anstatt das Problem herunterzuspielen.“

Appell an Behörden und Öffentlichkeit
Pferdehalter und Landwirtschaftsexperten fordern daher verstärkte Aufklärungs- und Bekämpfungsmaßnahmen gegen das Jakobskreuzkraut, während einige Umweltverbände das Problem verharmlosen. Das volle Risiko liegt bei den Tieren und ihren Haltern.
Die Sorge um die Gesundheit der Weidetiere und die Belastung des Honigs erfordert ein schnelles und koordiniertes Handeln.

Für weitere Informationen stehen folgende Ansprechpartner zur Verfügung:
Kölner Pferde-Akademie/Sabine Heidel, Telefon: 02241-3278333, 0151-2020 6006  
Die Gute Pferdeweide/Helmut Muss, Telefon: 0171-2237123


Bücher aus dem hohen Norden über Pferde, Hunde und Schafe
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© Verlag Alpha Umi
 

Im Artikel „Charakterpferd – oder wie hätten Sie’s denn gern?“ von Uta Over haben wir kurz das Buch „Alte Zuchtlinien“ von Karólina Elísabetardóttir vorgestellt. Die aus Deutschland stammende Autorin und Schafbäuerin (und noch so einiges mehr) lebt seit vielen Jahren mit ihren Hunden, Schafen und Pferden auf ihrem Hof in den nordisländischen Bergen. Von dort aus leitet sie auch die Geschicke des Verlages „Alpha Umi“. Der Verlagsname leitet sich übrigens von der astronomischen Bezeichnung des Polarsterns ab, des klassischen Orientierungspunkts für die Nordrichtung.
In diesem Verlag erscheinen Sachbücher - fundiert recherchiert, unterhaltsam geschrieben, gut illustriert, komplett farbig auf hochwertigem Papier, aber in erschwinglicher Ausführung. Alle bisherigen Veröffentlichungen sind Innovationen, denn Karólína hat umfassenden Zugriff auf aktuelle und historische Quellen aller Art. Das macht die Bücher so spannend – sie ermöglichen einen Einblick, der Nicht-Isländern normalerweise verschlossen bleibt.
Es geht um Islandschafe, Islandpferde, Border Collies und auch menschliche Isländer. Alle Bücher sind direkt beim Verlag, aber auch bei Amazon erhältlich (und bei diversen Verkaufsstellen in Island).
Einige Titel möchten wir hier genauer vorstellen:

Eismähne – Icy Mane: Wie Pferde in Island den arktischen Winter überleben
Bis ins 20. Jahrhundert hinein lebten in Island die meisten Pferde nicht nur ohne Stall, sondern auch ohne Zufütterung – auch im Winter. Und bekamen sie Heu, war es oft solches der allerschlechtesten Qualität. In der Regel wurden lediglich die jeweiligen Reitpferde besser versorgt. Kein Wunder also, dass in harten Wintern immer wieder Pferde draußen umkamen. Das erklärt aber auch, warum das Islandpferd so unglaublich robust und genügsam geworden ist – und insbesondere auf den fetten Weiden Mitteleuropas quasi schon von zwei Grashalmen zu dick wird.

Alte Zuchtlinien: Die legendären Islandpferdezuchtlinien im Porträt – mit Hintergrund über Pferdeaufzucht und -haltung in Island
Die "großen" alten Islandpferde-Zuchtlinien: ein spannender Überblick auf 84 Seiten. Mittlerweile ist die Linienzucht Vergangenheit, umso interessanter die Dokumentation der Linien Hornafjörður, Hindisvík, Svaðastaðir, Sauðárkrókur, Kolkuós und Kirkjubær – mit vielen historischen Fotos und einem Bezug zur Gegenwart. Das Buch basiert auf einer Artikelserie, die 2014 in „Das Islandpferd“ erschienen ist, erweitert und ergänzt um weitere Fotoaufnahmen. Bekannte isländische Pferdeleute antworten auf die Frage „Warum keine Linienzucht mehr?“ und nicht zuletzt bieten umfangreiche Kapitel über Pferdeaufzucht, -haltung und -traditionen in Island wichtige Hintergrundinformationen.

Wollmilchsau!
Seit mehr als 1000 Jahren ist das Islandschaf die Wollmilchsau der Nation – dass es keine Eier legt, lässt sich gut verkraften. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Schafe ist bis heute enorm. Wie jede(r) Islandreisende feststellt, trifft man unterwegs ständig Schafe. Wie die Islandpferde auch sind alle heutigen Schafe Abkömmlinge der Tiere, die im 9. und 10. Jahrhundert mit den ersten Siedlern ins Land kamen.

Dieses kleine Buch hat es in sich: Es bietet eine unterhaltsam geschriebene, kompakte und dennoch fundierte Einführung in die Besonderheiten der Islandschafe früher und heute. Es geht um Milch, Wolle, Fleisch und Felle, Schafzucht, die unzähligen Fellfarben, Hörner von 0 bis 6, um den Winterstall, die Sommerweide und den Herbstabtrieb genauso wie um eingeschleppte Schafkrankheiten und Islandschafe im Ausland. Viele historische und aktuelle Fotoaufnahmen, Karten und Diagramme machen es zu einer Fundgrube sowohl für Islandfreunde als auch für Schafexperten.

Hütend glücklich
Border Collies: Die hochintelligenten Toppathleten sind mittlerweile unverzichtbar in der isländischen Schafzucht, die mit ihren unendlichen Bergweiden weiterhin eine wichtige Rolle für die isländische Volkswirtschaft spielt. Ein geschichtlicher Rückblick und die Lage heute bilden den Rahmen für die ausführlichen Porträts der sechs isländischen Border-Collie-Persönlichkeiten Korka, Mosi, Skotta, Tóta, Spori und Baugur und ihrer Menschen.
Es folgen Praxistipps für Border-Collie-Halter in Mitteleuropa zu den Themen „Hüten als Leidenschaft  – wie äußert sie sich?“ und „Schaflose Border Collies – was tun?“.
Über 100 Fotos veranschaulichen die Inhalte auf beeindruckende Weise. Insbesondere die Aufnahmen beim Schafabtrieb im spektakulären Hochgebirge machen deutlich, welche unglaublichen Leistungen diese Hunde eigenständig vollbringen können, wenn sie gut veranlagt, gut ausgebildet sind und von einem kompetenten Menschen angeleitet werden.
Seit 2018 erscheint außerdem jedes Jahr der informative Foto-Kalender „Hvammshlíðardagatal“, mit isländischen und deutschen Texten.

Alle weiteren Infos zu diesen und weiteren Titeln unter www.verlag-alpha-umi.de.


Der kleine große Star des Landsmóts

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© Carolin Giese für Horses of Iceland

Das diesjährige Landsmót hatte viele herausragende Stars, sowohl unter den Pferden wie auch unter den Reitern. Eine Equipage hat aber alle begeistert und umgehauen: Die elfjährige Viktoria Huld, die in der Kinderklasse mit ihrem imposanten Þinur frá Enni, einem hoch prämierten Hengst mit extrem gutem Temperament, souverän gewann – mit 9,25 Punkten!
Wir haben ein Video gefunden, das die beiden beim gemeinsamen Training im vergangenen Jahr zeigt – echt beeindruckend!
https://youtu.be/jccCQblHyic
Und auf Facebook gibt es noch ein kleines Video vom Landsmót-Auftritt der beiden: https://www.facebook.com/reel/501636315679754
Das ist mutiges und flottes Vorwärtsreiten par excellence! Davon wünschen wir uns doch alle mehr. Auch hier in Deutschland, wo die eine oder andere Mutter zunächst sicher viele Bedenken über Bord werfen muss. Es muss ja auch nicht gleich so beherzt geritten werden, aber ein wenig mehr Vorwärts wäre doch nicht schlecht…