Warendorf (fn-press). Noch hält der allgemeine Abwärtstrend in der deutschen Pferdezucht an, doch die Hoffnung wächst. Wie die Bestandszahlen der Mitgliedszuchtverbände der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) aus dem 2015 belegen, scheint sich speziell bei den Reitpferden und Deutschen Reitponys die Lage konsolidiert zu haben. „Von einer Trendwende würde ich noch nicht sprechen, wohl aber von einer Stabilisierung“, sagt Theodor Leuchten, Vorsitzender des FN-Bereichs Zucht.
Über alle Rassen hinweg betrachtet, ist die Zahl an Zuchtstuten noch immer rückläufig. Sie sank von 2014 auf 2015 um rund 1,6 Prozent von 83.275 auf 81.934. Dahingegen hat sich die Zahl der eingetragenen Hengste nach einem fast fünfprozentigen Rückgang im Vorjahr weitgehend konsolidiert und stieg sogar von 8.115 auf 8.121. Zugenommen hat auch die Zahl der Fohlen. Wie die Bedeckungszahlen bereits erwarten ließen, fielen 2015 insgesamt 34.946 Fohlen (2014: 33.788), das entspricht einem Plus von 3,4 Prozent. 2016 werden es nur geringfügig weniger sein. Mit 43.469 liegt die Zahl der Bedeckungen zwar etwas unter der von 2014 (43.594), aber immer noch deutlich höher als in den Jahren zuvor.
Die „Gewinner“ des Jahres sind die Warmblutrassen. Hier stieg nicht nur der Stutenbestand von 54.034 auf 54.126, sie sind auch hauptverantwortlich für das Mehr an Bedeckungen und Fohlen. Insgesamt wurden 23.422 Warmblutfohlen (2014: 22.268) gezählt. Ein Trend, der sich, wenn auch langsam, fortzusetzen scheint, denn auch 2016 ist bei 29.425 Bedeckungen (2014: 29.308) ein weiterer Zuwachs an Fohlen zu erwarten. Um 5,4 Prozent auf 2.682 gestiegen ist außerdem die Zahl der Hengste. „Es sieht so aus, als sei die ‚Überproduktion‘ der letzten Jahre nun langsam abgebaut. Im Gegenteil, es werden überall talentierte Pferde für die Auktionen gesucht“, sagt Theodor Leuchten. Sein Appell an die Züchter: Gesunde, leistungssichere Stuten aus abgesicherten Stutenstämmen belegen zu lassen – am besten von leistungsgeprüften, bewährten Hengsten. Dabei weist er auch darauf hin, dass die gegenwärtigen Züchter nicht ausschließlich den wirtschaftlichen Aspekt in den Vordergrund stellen: „Züchten hatte schon immer und hat bei einer sich ändernden Züchterschaft auch mit Passion und Freude am Pferd zu tun“, so Leuchten.
Im Vergleich zu den Warmblutrassen bewegen sich die Zahlen bei den Ponys und Kleinpferden weiter abwärts. Insgesamt lagen die eingetragenen Ponyzuchtstuten mit 19.846 (2014: 20.287) Stuten um rund 2,2 Prozent unter dem Vorjahresergebnis, die Anzahl der eingetragenen Ponyhengste verringerte sich um 2 Prozent auf 3.510 (2014: 3.583) Hengste. Dieser Trend setzt sich auch mit Blick auf die Bedeckungszahlen fort, die von 9.701 im Jahr 2014 auf 9.638 zurückgegangen sind. Eine positive Entwicklung zeichnet sich lediglich bei den Deutschen Reitponys ab. Mit 4.872 Zuchtstuten (2014: 4.836) bleibt das Deutsche Reitpony die populationsstärkste Rasse unter den Ponys und Kleinpferden, gefolgt vom Islandpferd, dessen Stutenstand sich bei 4.801 Stuten weitgehend konsolidiert hat (2014: 4.808).
Leicht rückläufig bleiben die Bestandszahlen der Kaltblutrassen, auch wenn ein Plus in 2014 an Bedeckungen insgesamt 5 Prozent mehr Fohlen in 2015 brachte. Insgesamt wurden 1.222 Kaltblutfohlen geboren (2014: 1.163), wobei die Zahl der Bedeckungen im Jahr 2015 von 1.626 auf 1.543 wieder leicht zurückging. Insgesamt stand 2015 einem Minus von 1,6 Prozent Stuten (4.350 statt 4.422) einem Plus von fast 6 Prozent an Hengsten (437 statt 413) gegenüber.
Ähnlich ist die Situation bei den Schweren Warmblutrassen: Auch hier wurden etwas weniger Stuten gemeldet (1.150 statt 1.161), denen 101 Hengste zur Verfügung stehen. Ebenfalls wurden 4,3 Prozent mehr Fohlen geboren (410 statt 393 Fohlen), wobei die Bedeckungen von 660 auf 575 zurückgingen.
Alle Zahlen sind im FN-Jahresbericht 2015 zu finden, der ab Ende April im FN-Shop unter www.pferd-aktuell.de heruntergeladen werden kann.
Quelle: fn-press