sland, das Überraschungsteam der EM 2016, hat sich erstmals für eine Fußball-Weltmeisterschaft qualifiziert. Das ist das logische Ergebnis einer konsequenten und nachhaltigen Jugendarbeit.
"Huh, Huh, Huh" - der berühmteste Schlachtruf Islands war wohl auf der ganzen Insel zu hören. Als Kapitän Aaron Gunnarsson das "Huh" im Stadion von Reykjavik anstimmte und dabei in die Hände klatschte, fielen nicht nur die[nbsp]Fans[nbsp]in der Kurve mit ein. Auch vor den Großbildleinwänden in den Städten und in unzähligen isländischen Wohnzimmern war der Jubel grenzenlos.
Island hat sein Fußballmärchen weitergeschrieben und am Montag (09.10.2017) die erste WM-Teilnahme seiner Geschichte perfekt gemacht. Mit einem 2:0 gegen Schlusslicht Kosovo qualifizierte sich das Überraschungsteam der EM 2016 als Erster der Gruppe I für die Endrunde im kommenden Jahr in Russland. Der ehemalige Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson sorgte für den Führungstreffer, Johann Gudmundsson erzielte den Endstand.
Es war der Schlusspunkt unter eine starke Qualifikationsrunde, in der das[nbsp]Team[nbsp]von Trainer Heimir Hallgrímsson abgesehen vom Kosovo auch Kroatien, die Ukraine, die Türkei und Finnland hinter sich ließ. Selbst der Staatspräsident konnte es nicht fassen.[nbsp]"Enorme Freude und Stolz erfüllen mich, dass ich Zeuge dieser wunderbaren Feier werden durfte", sagte Gudni Johannesson.
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Erst im vergangenen Jahr hatte Island sein Debüt bei einem großen Turnier gefeiert und war erst im EM-Viertelfinale mit 2:5 an Gastgeber Frankreich gescheitert. Die Mannschaft begeisterte dabei mit ihrer kämpferischen und ehrlichen Spielweise. Nach einer ungeschlagenen Vorrunde war Island als Gruppenzweiter ins Achtelfinale eingezogen und besiegte dort sensationell England mit 2:1.
Nach der EM hatten viele noch von einer Eintagsfliege gesprochen. Doch die Isländer arbeiten nachhaltig. Die drei anderen Überraschungsteams der EM 2016 - Albanien, Wales und Ungarn - sind beim Weltturnier in Russland nicht dabei. Doch wer den Erfolg auf eine "goldene Generation" reduziert, liegt falsch. Island hat sehr viel investiert in den Fußball und fährt nun die Ernte ein.
Die Erfolgsgeschichte begann schon 2002. Da übernahm Sigurdur Ragnar Eyjolfsson das Amt des technischen Direktors im Verband. Damals galt Island noch als "Fußball-Zwerg" und wurde in einem Atemzug mit Andorra, Liechtenstein, Malta und Luxemburg genannt.
Eyjolfsson änderte das. Er schaffte Strukturen. Der Verband steckte viel Geld in riesige Hallen und in Kunstrasenplätze, so dass Islands Kinder und Jugendliche auch während des Winters trainieren konnten. Zudem gilt die Trainerausbildung als exzellent. Wer in Island Zehnjährige trainieren will, braucht eine B-Lizenz der UEFA. Deshalb gibt es in dem Land auch deutlich mehr Trainer pro Einwohner als anderswo. Das alles konzentriert sich vor allem auf Reykjavik. Im Großraum der Hauptstadt leben zwei Drittel der rund 334.000 Isländer.
Das gute Nachwuchskonzept hatte schon 2011 Erfolg. Da qualifizierte sich Island zum ersten Mal für eine U21-EM. Klar, dass gut ausgebildete Spieler gefragt sind. So verdient der Großteil der isländischen Profis in England, Schweden und Dänemark sein Geld. Der Ex-Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson vom FC[nbsp]Everton[nbsp]ist mit einem Marktwert von geschätzten 25 Millionen Euro der bekannteste Akteur. Im Kader steht auch Alfred Finnbogason vom[nbsp]FC[nbsp]Augsburg.
Nun träumen wohl alle Einwohner der Insel im Nordatlantik in Russland von einem ähnlichen Erfolgscoup wie bei der EM. Und dann wird es wieder laut und deutlich zu hören sein das "Huh" - in der Fankurve, vor Großbildleinwänden und in Wohnzimmern.
Quelle: Das Erste-Sportschau