Nadine Engel ist im IPZV-Landesverband Rheinland für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und war als Teilnehmerin auf der Konferenz. Sie versorgt uns mit einem ganz subjektiven „Reisebericht“, zum Miterleben für alle, die nicht dabei waren; zum Nacherleben für alle, die mit uns in Kamen waren.
IPZV-Konferenz 2018
Jeder kann Texte mit klaren Fakten beginnen lassen.[nbsp] Wann fand die Konferenz wo statt? Wie viele Personen waren anwesend? Das ist leicht zu beantworten: Die IPZV Konferenz fand vom 21.-22. April 2018 in den Räumen des Hotel Mercure in Kamen statt. Etwa 150 Personen hatten sich angemeldet, davon laut Statistik etwa 70 Personen ohne „Funktion im Verband“.
Doch mir stellten sich sofort einige Fragen, als ich gebeten wurde, etwas über die IPZV-Konferenz zu schreiben: Werden die Fakten den Eindrücken, die man in den zwei Tagen gewonnen hat, gerecht? Kann ich überhaupt schon einen Tag nach einer solchen Veranstaltung einen Text über das Erlebte verfassen? Eigentlich nicht - denn eins möchte ich direkt loswerden: es war eine sehr positive und früchtetragende Reizüberflutung.
Schon bei der Anmeldung, die ja immerhin schon einige Wochen zurückliegt, durfte oder musste man sich entscheiden, welche Vorträge / Workshops man besuchen wollte. Ich bin mir sehr sicher, dass es dabei sehr vielen so ging wie mir. Die Auswahl fiel mir sehr schwer. Eigentlich wollte ich fast alle Vorträge hören, an den verschiedenen Workshops teilnehmen und meine Meinung zu verschiedenen Punkten kundtun. Doch wie sollte ich das nur schaffen? Aufteilen gehört nun mal nicht zu meinen Fähigkeiten.
Als sogenannter „Funktionsträger“ (ich setze es absichtlich in Anführungszeichen, denn eigentlich sehe ich mich absolut nicht als das; eher als Vermittlerin von Informationen zwischen Landesverband, Ressortleitern, Ortsvereinen und Interessierten) repräsentierte ich schließlich auch meinen Landesverband. Dadurch wurde mir die Entscheidung bei der Anmeldung etwas erleichtert, denn ich wusste, wo ich mich und meine Talente am besten einbringen konnte. Doch teilgenommen hätte ich am liebsten an 5-6 Themen. Alleine das zeigt schon: die Themen waren spannend und es war offensichtlich für jeden etwas dabei.
Am Ankunftstag merkte man gleich, hier sind sehr viele Gleichgesinnte mit ähnlichen Gedanken. Durchweg sah man neugierige, gar fragende Blicke. Wie wird diese erste Konferenz wohl sein? Gemeinsam Zukunft gestalten, das wurde uns versprochen. Doch wie soll das gehen? Es ist so schönes Wetter, hoffentlich bringt die Konferenz etwas, denn sonst hätte ich das Wetter ja viel besser zum Reiten genutzt.
Aber man sah auch die Freude in den Gesichtern, die Saison hat noch nicht richtig begonnen, viele hat man dieses Jahr noch nicht gesehen und das Wiedersehen sorgte schon für erste rege Gespräche. Der Begriff „Klassentreffen“ ist irgendwo gefallen. Und die beiden strahlenden Geschäftsstellen-Mädels Lisa und Victoria sorgten schon direkt dafür, dass man sich willkommen fühlte, denn sie hatten nicht nur für alle Teilnehmer zur Anmeldung eine Folie mit allen wichtigen Daten, sondern auch ein Lächeln und nette Worte. So sehen also die Auszubildende und die Praktikantin der Geschäftsstelle aus, jetzt hat man auch ein Gesicht zu den E-Mails, die man schon in den vergangenen Wochen erhalten hat.
Dank der Infoblätter mit Zeitplan und Raumeinteilung hatte man nun auch in der Hand, zu welchen Themen man nach der Anmeldung, bei der man mehrere Wünsche und Zweitwünsche angegeben hatte, zugeteilt wurde.
Doch zuerst ging es natürlich zu einer Begrüßung durch Uli Döing, der es auch erreicht hatte, mit dem Projekt IPZV-Konferenz die FEIF auf die Entwicklungen in unserem Verband aufmerksam zu machen. Dadurch gab es auch noch eine lobende Rede des FEIF-Sportleiters Jean-Paul Balz, der es auf den Punkt brachte, dass IPZV und FEIF ein gemeinsames Ziel haben: Die Förderung des Islandpferdes. Ein Ziel, das wir alle haben, wenn auch in unterschiedlichen Schwerpunkten. Zudem sprach er an, was man immer wieder hört: „Die FEIF muss …“, „Der IPZV muss…“. Die Verbände werden gefordert, doch auch große Verbände muss man fördern, sei es nur mit Meinungsbildungen und Ideen, damit sie das Geforderte überhaupt umsetzen können. Und diese Konferenz gab endlich die ersehnte Austauschplattform live und in Farbe.
Bei den Ressortausschusssitzungen gab es eine Premiere. Sie waren öffentlich. Wer also (noch) kein Amt im IPZV bekleidet, konnte in dem Bereich, der ihn am meisten interessiert, hineinschnuppern. Da es meinen Bereich „Öffentlichkeitsarbeit“ leider im Dachverband nicht als Ressort gibt – was wir Pressewarte, Referenten für Öffentlichkeitsarbeit, Homepage-Betreuer und Social-Media-Account-Verwalter auch angesprochen haben und uns zukünftig da etwas einfallen lassen wollen - hatte ich also beim Besuch einer Ressortsitzung freie Wahl und konnte so davon profitieren, im Sportausschuss die ersten Überlegungen der Arbeitsgruppe „Leichte Prüfungen“ von Lutz Lesener präsentiert zu bekommen. Ich muss aber zugeben, ich hätte auch gerne bei den anderen Mäuschen gespielt. Das ging mir allerdings das ganze Wochenende so. Vielleicht ist es auch nur eine „Berufskrankheit“ der Referenten für Öffentlichkeitsarbeit, dass ich möglichst viele Informationen aufnehmen möchte, um diese dann weitergeben zu können.
Marlise Grimm gab auch viele Denkanstöße in ihrem Impulsreferat. Nicht nur die durchaus amüsante und mit alten Fotos belegte Episode zur Entwicklung unseres Verbandes und der Islandpferdeszene bleiben bei ihrem Referat in Erinnerung, sondern der Blick auf das „try and error“ alter Zeiten lehrte auch, wie man es durchaus machen kann und muss. Wenn ich kurz die Rheinländerin aus mir sprechen lassen darf: „Infach Rigge!“ (zu Deutsch: „Einfach Reiten“) Manchmal muss man etwas ausprobieren und darf dabei auch Fehler machen. Daraus kann man wieder lernen. Und das gilt nicht nur für das Reiten, sondern auch für die vielen Ideen und Pilotprojekte, die die Konferenz thematisch bestimmt haben.
Die Forderungen von 26.000 Mitgliedern sind sehr unterschiedlich. So vielseitig wie unsere Pferde sind, sind schließlich auch ihre Menschen. Im IPZV geht die Schere zwischen Sportreiter, Hobbyreiter mit Turnierambitionen, Freizeitreiter mit Freude an Hestadagarprüfungen und reinem Wanderreiter oder total zufriedenen Wald- und Wiesenreiter weit auseinander. Doch alle haben Interessen, die berechtigterweise förderungswert sind. Den Spagat zu schaffen, es allen recht zu machen, ist eine sehr große Herausforderung, der sich die Aktiven aber bereit sind zu stellen. Und wir können ihnen dabei mit unseren Meinungen und auch ausgesprochenen Wünschen und auch tatkräftig helfen. Die Anwesenden haben dazu einen sehr wichtigen Schritt getan, auch das stellte Marlise positiv heraus. Wir waren da, wir wollen etwas bewirken, gehört werden oder ein Meinungsbild aus erster Hand haben.
An dieser Stelle muss ich unsere Vize Tina Mainz loben, sie hat es geschafft, die unterschiedlichsten Workshops zu besuchen und auf diesem Wege zeitnah Transparenz geschaffen. Von allen Themen konnte man knappe Aspekte bei Facebook erfahren und hatte dadurch etwas mehr das Gefühl, mitzubekommen, was hinter den anderen Türen lief. Hut ab vor so viel Einsatz, denn die Konferenz hatte so viel zu bieten. Vertiefte Infos erwarte ich dann später aus dem DIP.
Auch in den Pausen führte man unentwegt hochinteressante Gespräche. Im Übrigen lernte man hier auch wieder viele neue Gesichter und spannende Geschichten kennen.
Bei den beiden Workshops, an denen ich teilgenommen habe (dazu folgt noch etwas separat fürs DIP) kann ich schon so viel sagen: es sind unglaublich viele tolle Impulse entstanden und man spürte deutlich, wir wollen eigentlich alle dasselbe und nun ziehen wir auch an einem Strang. Und neue Kontakte wurden ebenfalls geknüpft. Genau das, da bin ich mir sicher, wird den IPZV weiter voran und vielleicht auch auf den ein oder anderen neuen Weg bringen.
Ich war durchaus positiv überrascht, dass ich überhaupt keine Gegenströmungen oder Widersacherei wahrgenommen habe. Natürlich gibt es verschiedene Meinungen, verschiedene Sichtweisen und unvereinbare Wünsche. Ich will auch keine Harmoniesauce über die Konferenz gießen. Aber das, was man den Deutschen so nachsagt, dass man sich vorwiegend über das Negative unterhält, war wirklich nicht da. Alle wollten unbedingt konstruktiv sein. Und der Blick in die facebook-Kommentare über unsere Konferenzthemen war noch überraschender: ausschließlich Zustimmung oder sachliches Nachfragen, kein einziger, der alles zerrissen hat. Ich glaube, auch die „da draußen“, die bei schönem Wetter lieber bei ihrem Pferd waren als im Konferenzhotel, haben sich mitgenommen gefühlt.
Am Abend von Tag eins gab es nicht nur die Ehrung der Sleipnir-Preise und für besondere Verdienste sondern noch teilweise sehr lange bis tief in die Nacht hinein geführte Gespräche. Als Nebeneffekt sind die manchmal wahrgenommenen Grenzen zwischen „oben“ und „unten“ in der Verbandshierarchie weg. Man kennt sich persönlich, man redet auf Augenhöhe.
Sonntags wurde die Konferenz dann mit weiteren Workshops und teilweise neuen Referatsleitern fortgesetzt, bevor das Abschlussplenum die Ergebnisse aller Gruppen präsentierte. Jetzt konnte man sehen, wie produktiv auch die anderen Themengebiete waren. Teilweise sah man aber in den verschiedensten Bereichen Überschneidungen, ein guter Ansatz, um alle wieder zusammenzufügen. Vielleicht kann man es ja doch allen Interessengruppen innerhalb des IPZV gerecht machen, oder wenigstens für alle in dieselbe zufriedenstellende Richtung bringen. Die Konferenz war jedenfalls eine gelungene Premiere, die nach Wiederholung schreit. Ich bin auf die Auswertung der Bewertungsbögen gespannt, denn ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ich mit dieser Meinung nicht alleine stehe. Über die Finanzierung weiß ich nichts, aber der Satz von Schatzmeister Jens Maxheimer, dass wir ja kein „Sparverein“ sind, lässt mich glauben, dass man bei der Kosten-Nutzen-Analyse dazu kommt, dass eine solche Konferenz so viele Ressourcen schafft und Synergien ermöglicht, dass man dafür auch Geld ausgeben sollte.
Natürlich gab es auch ausreichend Pausen und genügend Speis und Trank. Aber wer will schon lesen, welches Essen er verpasst hat? Sagen wir nur so viel, alle Diätvorhaben oder bisherige Erfolge waren dahin. Es war wie zwei Tage Boxenruhe bei vollem Futter.
Fazit: Wer nicht daran teilgenommen hat, hat etwas verpasst. Die Konferenz war offen für alle. Viele sind den Aufruf gefolgt, auch tatsächlich die echten Basismitglieder, die nirgends eine Funktion bekleiden, und ich hoffe sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird und dann noch viel mehr sich aktiv oder als stille Zuhörer mit einbringen werden. Ich kann mir gut vorstellen, wie jetzt viele denken: Stille Zuhörer, was soll das denn? Wir brauchen Aktive! Nein, nicht jeder muss sofort auf den Putz hauen, aktiv werden und anpacken. Nicht jeder ist extrovertiert und sagt sofort, was er denkt. Wir sind alle nur Menschen, jeder ist anders und geht anders mit verschiedenen Dingen um und das ist auch gut so.
So wie man die stillen Mitleser in den sozialen Medien nicht unterschätzen darf, können auch die Teilnehmer, die auf den ersten Blick nur still dasitzen und zuhören, das gehörte und erlebte an andere aus ersten Hand herantragen. Und wer weiß, vielleicht findet man auf diesem Wege neue Interessen und möchte sich dann dort einbringen, wo das Herzblut hinfließt.
Traut euch, es war alles so konstruktiv, niemand wurde für seine Meinung kritisiert und Gegenargumente, offene Überlegungen und Fragen wurden nicht nur gehört, sondern auch gewollt.
Daher zum Abschluss noch ein Satz, der durchweg immer wieder gefallen ist und auch schon im Vorfeld oft zu lesen war: DER IPZV – DAS SIND WIR ALLE!
Nadine Engel
Referentin für ÖA im Landesverband Rheinland als Teilnehmerin der IPZV-Konferenz