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10. Februar 2025 | BREITENSPORT

Nachgefragt: Im Gespräch mit den WRC Gewinnerinnen 2024

Das gab es noch nie, gleich drei WRC Reiterinnen auf Platz eins. Anja Wörner, Gaby Heidrich und Simone Freese haben 2024 gemeinsam an 13 WRC Ritten teilgenommen und dabei mit ihren Pferden 336 km zurückgelegt. Herzlichen Glückwunsch!

Wir freuen uns, dass die drei Gewinnerinnen bereit waren einige Fragen rund um die Faszination des Wanderreitens und des Wanderreitercups zu beantworten:

1. Baden-Württemberg ist ja eine richtige WRC Hochburg, wie kam es dazu und seit wann reitet ihr aktiv WRC Ritte?

Anja: Wanderreiten ist im Süden Deutschlands eine lange Tradition, ich habe versucht ein bisschen zu recherchieren, da dies noch vor meiner Zeit war. So habe ich Aufzeichnungen eines IPZV-Rittes „Balinger-Alb“ vom Juni 1975 gefunden, veranstaltet von der Famile Helber. Diesem folgte dann 1978 der Feldbergritt in Hinterzarten auf dem Scherzingerhof der Familie Hofmeier (diesen Ritt gibt es bis heute) und dem Heckengäuritt in Rutesheim bei Rolf Ludwig. 1989 kam dann noch der Herbstalbritt in Thanheim bei den Familien Winkler und Schneider dazu (auch diesen Ritt gibt es bis heute). Es folgten dann verschiedene Ritte in Aalen, in Memmingen, in Lenzkirch, in Haslach und in Welzheim, diese Ritte gibt es aber aktuell nicht mehr. Den Geißbergritt in Simmozheim bei Susi Wollmann und meinen Ritt zu Beginn der Saison im Mai und zum Abschluss an Allerheiligen auf dem Siebenschläferhof bei Albstadt finden seit vielen Jahren statt und sind auch 2025 wieder auf dem Programm.

Wie es zu diesen Ritten in den vergangenen Jahren kam, kann ich natürlich nicht genau sagen, aber bezogen auf meine Ritte kann ich das ganz einfach beantworten. Wir haben ein wunderschönes Reitgelände und freuen uns jedes Mal darauf, mit Freunden auf unseren endlos langen Schotterwegen gemeinsam über unsere Alb zu tölten. Auch genießen wir die Vesperpausen, um sich freundschaftlich auszutauschen. Hierbei sind in den vergangenen Jahren so wunderbare Freundschaften entstanden, welche ich nicht mehr missen möchte. Als Besucher eines anderen Wanderrittes genieße ich den Ausflug aus dem Alltag, mit meinem Pferd quasi in den Urlaub zu fahren, um ein wunderschönes Wochenende in einer anderen Reitgegend zu verbringen.

Gaby: Ich reite seit 2018 aktiv WRC Ritte, aber nur 1 bis 3 Ritte im Jahr. Island Pferde habe ich seit 25 Jahren. Ich habe einige Wanderritte selbst organisiert, mit 2 bis 5 Reitern von 3 bis 5 Tagen.

Simone: Ich habe meinen Islandwallach Tryggvi seit 2019. Im Corona-Jahr 2020 machten wir bei dem virtuellen Wanderreitcup mit und haben überraschenderweise gewonnen. Im darauffolgenden Jahr war die richtige Teilnahme an den Wanderritten für uns möglich. Inzwischen sind die Termine der Wanderritte für meine Familie fester Bestandteil des Jahreskalenders und die Vorfreude auf den nächsten Ritt und das Wiedersehen mit vielen lieben und netten Menschen ist groß.

2. Habt ihr drei euch durch den WRC kennengelernt?

Anja: Diese Frage kann ich ganz klar mit JA beantworten, Simone habe ich beim Geißbergwanderritt 2021 kennengelernt, unser Start war sehr lustig und daraus ist eine sehr, sehr enge Freundschaft entstanden, die weit über die Reiterei hinaus reicht. Dies betrifft auch einige andere Personen, welche ich bei den WRC Ritten in den vergangenen Jahren kennengelernt habe. Auch Gaby habe ich vermutlich erstmals in Simmozheim auf einem dieser Wanderritte kennengelernt und seither unzählige viele schöne Ritte mit ihr gemeinsam gemacht.

Gaby: Im Jahr 2021 war ich beim Allgäuritt dort lernte ich Simone kennen, wir waren die “Neuen”, das schweißt zusammen.
Anja kenne ich schon seit vielen Jahren, da meine 3 Pferde auf dem Hof „Islandpferde Simmozheim“ stehen. Dort findet auch immer der Geißbergritt statt.
Anja ist die gute Seele im Verein, die sich auch um die neuen Mitglieder kümmert. 

Simone: Ja, im Juli 2021 habe ich Anja und Angie vom Siebenschläferhof beim Geißbergritt kennengelernt und wir waren gleich auf einer Wellenlänge. Beide haben nach dem Ritt meinen Mann „bearbeitet“, damit ich auch beim nächsten Ritt dabei sein konnte. Seit dem Zeitpunkt hat sich eine besondere Freundschaft zu den Siebenschläferhof-Reiterinnen entwickelt.
Gaby habe ich etwas später Ende August 2021 auf dem Allgäuritt bei der Familie Renzler kennengelernt. Wir waren da die beiden Neuen – das hat uns natürlich auch nähergebracht! Inzwischen haben wir uns bei vielen Ritten besser kennengelernt und die Freude ist immer groß, wenn wir uns sehen.

3. Wie könnte man eurer Meinung nach den WRC auch anderen Regionen bekannter machen? Was ist für euch das Besondere an einem WRC Ritt teilzunehmen?

Anja: Wir im IPZV Süd haben nicht jedes Jahr die gleichen Ritte. Es gibt ein paar feste Ritte, welche wie eingangs erwähnt zum Teil seit über 40 Jahren bestehen und es gibt einzelne Ritte die dazu kommen und dann auch wieder verschwinden. Die Durchführung eines solchen Ritte ist nicht immer einfach, man braucht vor allem Platz für die vielen Gespanne, Platz für die Pferde über Nacht und in den Pausen, ein tolles Reitgelände, bei den Wochenendritten auch noch Übernachtungsmöglichkeiten, Helfer die einen unterstützen vor allem auch bei der Verpflegung der Reiter. Der Verein versucht hier ein bisschen zu unterstützen, beispielsweise mit einem gemeinsamen bruchsicheren Geschirr. Für das Gemeinschaftsgefühl kann man sich bei uns bei den Ritten im Laufe der Jahre Shirts, Jacken, Westen und Trensenplaketten erreiten. Wir Veranstalter unterstützen uns auch gegenseitig, helfen uns bei der Planung und Durchführung der Ritte.

Und der zweite Teil der Frage ist wieder einfach zu beantworten: Jeder Ritt hat etwas ganz Besonderes! Ich genieße nicht nur das Reiten auf neuen Wegen, den „Urlaub“ in einer oft landschaftlich sehr reizvollen Gegend, sondern vor allem die gemeinsamen Stunden, das Übernachten im Auto mit Blick auf die eigenen Pferde, das Frühstück in bunter Runde, den Schnaps zum Start jedes Tages und das gemeinsame Essen, Singen, Lachen am Abend bis spät in die Nacht. Solche Wochenenden sind ein Ausflug aus dem Alltag und Balsam für die Seele.

Gaby: Ich denke die WRC Ritte sind bekannt genug.
Die Teilnehmerzahlen sind eine große Herausforderung für die Veranstalter.
Für mich sind die WRC Ritte, die ich seit 2024 mit meiner Tochter Larissa besuchen kann, eine ganz besondere Auszeit vom Alltag, liebe Menschen treffen, gute Gespräche führen.
Die Strecken sind immer wunderschön, da kann ich die Seele baumeln lassen.

Simone: Die Ritte können nur stattfinden, wenn es Veranstalter gibt, die bereit sind, dies zu organisieren. Wir selbst haben inzwischen zwei Wanderritte ausgerichtet, obwohl wir keinen eigenen Hof haben. Eine passende Location zu finden und die Versorgung aller Teilnehmer auf die Beine zu stellen, ist eine Herausforderung. Deshalb ist es für uns so besonders, weil wir wissen, welche organisatorische Höchstleistung Veranstalter bringen und dazu bereit sind, dies zu leisten. Daneben sind formale Aspekte, wie die im Jahr 2024 erforderliche Hufschuh-Dokumentation, sicher nicht zuträglich.
Das Treffen mit Freunden steht bei den Ritten ganz bestimmt im Vordergrund. In der Gemeinschaft dann zum Jahresende die gemeinsame Leistung Revue passieren zu lassen und ein bisschen zu feiern ist ein weiterer schöner Aspekt, die durch die WRC Ritte gegeben sind.

4. 13 Ritte mit insgesamt 336 Kilometer, das ist eine tolle Leistung!
Wie habt ihr eure Pferde darauf vorbereitet? Was schätzt ihr an euren Pferden am meisten?

Anja: Ich habe bei mir am Siebenschläferhof eine kleine Reitschule und reite an 5-6 Tagen die Woche meist 2 Stunden täglich und am Wochenende natürlich noch mehr. Mein erstes eigenes Islandpferd, mit welchem ich vor ca. 25 Jahren meinen ersten Wanderritt in Thanheim geritten bin, wird dieses Jahr 33 und ist noch immer fit. Mein aktuelles Wanderreit Pferd, Lómur vom Siebenschläferhof habe ich selber gezogen und ausgebildet. Er wird dieses Jahr 18 und ist ein absolutes Traumpferd. Mit ihm habe ich bereits sehr viele Auszeichnung des WRC gewonnnen. Lómur und ich sind quasi Eins und unzertrennlich. Ich trainiere gewissenhaft und steigere die Trainingseinheiten sobald wir uns der Saison nähern. Neben den WRC Ritten bin ich auch noch auf vielen anderen kleineren oder größeren Ritten, hierbei versuche ich es meinen Pferden immer so schön wie möglich zu machen. Es soll für uns beide immer ein unvergesslich schönes Wochenende sein.

Gaby: Meine Pferde sind fast täglich im Training, Bodenarbeit, Unterricht, ausgedehnte Ausritte im Gelände. Bergauf, Bergab in unserem schönen Nordschwarzwaldrand. 

- An Máni schätzte ich besonders, dass er sich sehr auf die WRC Ritte und Abendheuer freut, er steigt sehr gerne in den Hänger ein und läuft sehr freudig in großer Gruppe. 

- Toppa, jetzt 15 Jahre, ist im Tölt sehr bequem, sie geht auch sehr gerne in großen Gruppen. 

-Tyvar, jetzt 9 Jahre (Sohn von Toppa), ist für mich sehr besonders, ich habe beide seit 2016 bei uns. Tyvar ist sehr mutig, er hat auch im fremden Gelände vor nichts Angst und ist mit viel Freude und Vorwärts dabei. Er steigt auch sofort in den Hänger. 

Simone: Die Vorbereitung beginnt ja schon im Reitunterricht, unsere Pferde haben eine fundierte Ausbildung, durch die gymnastizierende Arbeit und gelegentliche längere Ausritte bekommen unsere Pferde eine stabile und fitte Tragemuskulatur sowie die notwendige Kondition.
An Tryggvi schätze ich am meisten, dass er sehr gelassen, nervenstark und sozialverträglich ist. Er ist mit viel Engagement und Spaß dabei, steigt inzwischen routiniert in Hänger ein und fährt gut mit. Er „freut“ sich auch auf seine „Freunde“, die dann auf den Koppeln immer nebeneinanderstehen oder an den Raststationen zusammen angebunden werden. Nicht nur die Reiter, sondern auch Tryggvi und die anderen Pferde freuen sich auf ihre Freunde und zeigen das während der Ritte. Da kommt oft das Wiedersehen-Freude-Wiehern-Brummel-Grummel-Geräusch und Hals kraulen beim besten Kumpel.

5. Was habt ihr euch reiterlich für 2025 vorgenommen?

Anja: Ganz klar, möchte ich wieder an allen WRC Ritten des IPZV-Süds teilnehmen. Ebenso habe ich mich schon zu zwei weiteren Ritten außerhalb des IPZVs angemeldet und zu einem Kurs zur Sitzschulung. Weiterhin möchte ich wieder enge Freunde auf ihren Höfen besuchen um mit ihnen gemeinsam zu reiten. Wir werden also über das ganze Jahr hinweg verteilt unterwegs sein.

Gaby: 2025 möchte ich mit meiner Tochter an den WRC Ritten teilnehmen, hoffe wir alle bleiben gesund. 

Simone: „Unsere“ Ziele, damit meine ich Tryggvi und mich gleichermaßen, sind weiterhin, die Arbeit an der gemeinsamen Balance, damit wir eine Einheit bilden. Die Struktur wird gefordert, dass jeder Wanderritt mühelos ohne Schäden bewältigt werden kann – egal wie lang die Distanz ist. Das regelmäßige An- und Abspannen der Rücken- / Bauchmuskulatur von uns beiden trainieren wir in der Reitstunde oder bei besonderen Kursen wie der Ü40-Kurs. Die Muskulatur sowie die Mobilität müssen selbstverständlich kontinuierlich gepflegt werden. Daneben haben wir beide viel Spaß an allerlei Kunststücken, bei denen wir auch lernen, unsere Gedanken, Hilfen und Füße zu sortieren.

6. Dieses Jahr geht der Stafettenritt auch durch Baden-Württemberg. Werdet ihr mitreiten?

Anja: Ja, ich bin in der Vergangenheit schon Teil der Stafette gewesen und daher möchte ich in diesem Jahr auch wieder bei dieser tollen Tradition dabei sein.

Gaby: Ja, ich wäre sehr gerne dabei, die Abläufe kenne ich noch nicht.
Voraussetzung natürlich das Tyvar sich bester Gesundheit erfreut. 

Simone: Ja, ich habe es auf jeden Fall geplant und bei dem Heimspiel wäre ich sehr gerne dabei. Ich hoffe darauf, dass Tryggvi fit bleibt und dass sich der Stafettenritt gut mit Familie und Beruf vereinbaren lässt. Die genauen Abläufe kenne ich zwar noch nicht, aber ich bin sicher, die Wanderreitgemeinschaft lässt mich schnell in die Modalitäten einfinden.

(c) Susanne Wollmann, Maya Kemmler, Simone Freese, Laura Assenheimer